1899 erschien Sigmund Freuds epochales Werk „Die Traumdeutung“. Der „Ursprungsort der Psychoanalyse“, an dem der berühmte Arzt, Psychoanalytiker und Theoretiker beinahe ein halbes Jahrhundert lang lebte und wirkte, befindet sich in der Berggasse 19 in Wien. Heute kann dort das Sigmund Freud Museum besucht werden.
Sigmund Freud (6.5.1856-23.9.1939) war Arzt, Neurologe, Psychiater und Kulturtheoretiker. Der „Seelenforscher“ und Begründer der Psychoanalyse verbrachte den Großteil seines Lebens in Wien. Im Alter von vier Jahren zog er als Sohn galizischer Eltern jüdischer Abstammung mit seiner Familie von seinem Geburtsort Freiberg (Mähren, heute Tschechische Republik) nach Wien.
Die Adresse Berggasse 19 im 9. Bezirk war 47 Jahre lang Freuds Dreh- und Angelpunkt, Standort seiner Praxis und Wohnort seiner Familie. Dort arbeitete er an seinen Theorien, verfasste wissenschaftliche Schriften und analysierte die feine Wiener Gesellschaft auf dem Diwan. Ab 1902 war das Haus in der Berggasse auch Treffpunkt der von Freud ins Leben gerufenen „Psychologischen Mittwoch-Gesellschaft“, dem ersten psychoanalytischen Arbeitskreis und Vorläufer der „Wiener Psychoanalytischen Vereinigung“. Und von der Berggasse aus trat Freud mit seiner Familie 1938 die Flucht vor den Nationalsozialisten ins Exil an.
Sigmund Freud legte mit seinen Analysen Verborgenes frei, blickte in die tiefen Abgründe der Seele. Dass Freud die Sexualität als Zentrum vieler Handlungen und Wünsche darstellte, störte und verstörte nicht wenige seiner Zeitgenossen. Im Wien der Jahrhundertwende war das Geschlechtliche ein von Ängsten und Neugier umgebenes Tabuthema. Die Entstehung der Psychoanalyse fällt zugleich in die Epoche der „Wiener Moderne“. Wien um 1900 war der Mittelpunkt des europäischen Geisteslebens, des intellektuellen und künstlerischen Aufbruchs, einer Hochblüte von Literatur, Musik, Kunst, Architektur und Philosophie, geprägt von großen gesellschaftlichen Veränderungen und Konflikten. Im Fin de Siècle entstand in der Hauptstadt des Habsburgerreichs ein idealer Boden für neue Ideen, Theorien und Methoden, die bis weit ins 20. Jahrhundert weiterwirkten. Und auch Freuds Werk wird bis heute diskutiert, kritisiert und angewendet.
Den entscheidenden Traum, der Sigmund Freud zu seinem grundlegenden Werk der Psychoanalyse führte, hatte er in der Nacht vom 23. auf den 24.7.1895 auf der Bellevuehöhe, heute ein beliebtes Wiener Ausflugsziel oberhalb des Heurigenorts Grinzing. Seine Behandlungserfolge und wissenschaftlichen Abhandlungen machten Freud weit über Österreich hinaus bekannt. Er prägte ein neues, revolutionäres Bild des Menschen. Auch seine Einstellung gegenüber Frauen unterschied sich von der der meisten seiner Zeitgenossen: Sie spielten in seinem Leben die Hauptrollen, waren Mentorinnen, Förderinnen, Patientinnen und Nachfolgerinnen. Die wohl wichtigste Frau in Freuds Leben war bis zum Schluss seine Tochter Anna Freud. Sie trat in seine Fußstapfen und führte seine Lehren fort.
Während Freuds internationales Ansehen weiterwuchs, verbrannten die Nationalsozialisten seine Bücher. 1938, mit 82 Jahren, sah er sich gezwungen, Wien zu verlassen und flüchtete mit seiner Familie über Paris nach London. Dort nahm er sich knapp ein Jahr später mit der Hilfe seines Hausarztes wegen seiner unheilbaren Krebserkrankung durch eine Überdosis Morphium das Leben.
Das neue Sigmund Freud Museum
Das Sigmund Freud Museum in der Berggasse 19 öffnete am 29.8.2020 nach 18-monatiger Sanierungs- und Umbauphase wieder seine Pforten. An dieser geschichtsträchtigen Adresse wohnte Sigmund Freud mit seiner Familie 47 Jahre lang und führte seine berühmte Ordination, ehe er 1938 vor den Nationalsozialisten fliehen musste.
Die Ausstellungsfläche des Museums wurde von 280 m² auf circa 550 m² nahezu verdoppelt. Die völlig neue Präsentation greift die aus historischen Fotografien und Schriften rekonstruierbare Nutzung der Räume auf. Die Exponate geben Einblicke in Freuds vielschichtiges Werk und beleuchten Facetten seines Lebens und das seiner Familie. Die im Original erhaltenen Raumstrukturen ermöglichen ein authentisches Erleben des Ursprungsorts der Psychoanalyse – so sind die Wege, die durch die Ausstellung führen, dieselben, die einst von den Freuds und ihren Besucher:innen beschritten wurden.
Das Mezzanin (Zwischengeschoß) mit Wohnung und Ordination, das vorher Museum, Bibliothek und Büroräume beherbergte, ist nun museal zu erleben. Freuds erste Ordination im Hochparterre, bisher nur temporär zugänglich, ist ebenfalls Teil des erweiterten Museums und zeigt die hauseigene Sammlung konzeptioneller Kunst. Diese wurde vom US-amerikanischen Konzeptkünstler Joseph Kosuth initiiert und enthält Werke weiterer weltbekannter Künstler:innen wie John Baldessari, Pier Paolo Calzolari, Susan Hiller, Ilya Kabakov oder Franz West.
Die Bibliothek des Sigmund Freud Museums ist mit circa 40.000 Medien Europas größte Fachbibliothek zur Psychoanalyse. Bisher in den früheren Privaträumen der Freuds untergebracht, ist sie nun im darüberliegenden Stockwerk zugänglich. Der neue Lesesaal mit zeitgemäßer Technik steht auch als multifunktionaler Vortragssaal zur Verfügung. Das gesamte Stockwerk („Beletage“) ist der wissenschaftlichen Tätigkeit gewidmet und beherbergt neben der „Bibliothek der Psychoanalyse“ auch ein umfassendes Archiv. Im Foyer im Erdgeschoss sind Ticketkassa, Museumsshop und Café untergebracht, im Tiefgeschoß die Garderobe. Café und Shop sind auch unabhängig vom Museum zu besuchen. Die deutlich verbesserte Infrastruktur wird dem hohen Gästeaufkommen gerecht (2018: rund 110.000 Besucher:innen).
Das Architekturkonzept für die Sanierung und Erweiterung des Sigmund Freud Museums stammt von der Arbeitsgemeinschaft der Architekten Hermann Czech, Walter Angonese und ARTEC, Bettina Götz und Richard Manahl. Es bewahrt bei behutsamer Modernisierung den ursprünglichen Charakter von Freuds Wohn- und Arbeitsräumen. Der Weg durch das Museum liefert einerseits eine Erfahrung der Räume und ihrer Anordnung, ihrer ehemaligen Nutzung und Geschichte sowie Hinweise zu ihrem ehemaligen Aussehen. Andererseits liefert er in Form einer neuen Ausstellungspräsentation und eigens dafür entworfenen Vitrinen Informationen über die Psychoanalyse und ihre Entstehung, über ihren Begründer Sigmund Freud und seine Familie.
Das Haus Berggasse 19 ist zum einen der Ursprungsort der Psychoanalyse – einer Wissenschaft, die dem Menschen zu Beginn des vorigen Jahrhunderts eine neue Selbstsicht eröffnete, ihre Spuren in Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft hinterließ und sich bis zum heutigen Tag weiterentwickelt. Zum anderen wirkt das Haus als Mahnmal für den Verlust von Kultur und Menschlichkeit unter dem Terrorregime des Nationalsozialismus. Freud und seine Familie konnten 1938 vor den Nationalsozialisten fliehen und ihre Besitztümer – so auch die berühmte Couch – ins Londoner Exil mitnehmen.
Dieser Ort dient dem Gedenken an die Vertriebenen ebenso wie der Erinnerung an all jene Menschen, die nicht flüchten konnten: In der Berggasse 19 wurden Juden-Sammelwohnungen untergebracht und 79 Personen von hier aus deportiert. Diese Funktion des Gedenkens und der Erinnerung an die historische Verantwortung in Österreich und Wien wird auch in der Museumspräsentation berücksichtigt.
Sigmund Freud Museum, Berggasse 19, 1090 Wien, www.freud-museum.at
Freud in Wien: Wohnungen, Wirkungsstätten, Denkmäler
Berggasse 19, 1090 Wien
An dieser berühmten Adresse, heute Sitz des Sigmund Freud Museum, wohnte die Familie Freud von 1891 bis 1938. Die Einrichtung des Museums erfolgte 1971 mit Hilfe von Anna Freud, der jüngsten Tochter Sigmund Freuds.
Berggasse 7, 1090 Wien
Von 1936 bis 1938 befand sich in der Berggasse 7 der Sitz der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung und des Internationalen Psychoanalytischen Verlags.
Bellevuewiese, Himmelstraße 115, 1190 Wien
1895 verbrachte Freud den Sommer bei der Familie Ritter von Schlag in ihrem Schloss Bellevue, das sich auf einer Anhöhe oberhalb von Grinzing befand. In der Nacht vom 23. zum 24. Juli hatte er hier einen Traum, den er zum ersten Mal als Wunscherfüllung entschlüsseln konnte und der in seine „Traumdeutung“ einging. Das Schloss wurde abgerissen, an seiner Stelle steht heute ein kleines Denkmal mit einem Zitat aus einem Brief Freuds an seinen Berliner Freund und Kollegen Wilhelm Fließ: „Glaubst Du eigentlich, daß dereinst auf einer Marmortafel zu lesen sein wird: ‚Hier enthüllte sich am 24. Juli 1895 dem Dr. Sigmund Freud das Geheimnis des Traums?‘“
Khevenhüllerstraße 6, 1180 Wien
1931 mietete die Familie Freud eine Villa in der Khevenhüllerstraße 6 als Sommerhaus. Die alte Biedermeiervilla, die Revolutionären des Jahres 1848 als Versteck gedient hatte, war zwei Sommer lang das Sommerdomizil der Familie Freud. (nicht öffentlich zugänglich)
Hohe Warte 46, 1190 Wien
Diese Villa wurde im Sommer 1933 von Sigmund Freud und seiner Familie bewohnt. Das 2006 komplett umgebaute Gebäude ist heute ein katholisches Seminar- und Bildungshaus. (nicht öffentlich zugänglich)
Strassergasse 47, 1190 Wien
Im Sommer 1934 mietete die Familie Freud dieses Haus in Grinzing. Hier begann Sigmund Freud die Arbeit an seinem Buch „Der Mann Moses“, ein historischer Roman, über den er sich mit Besuchern wie Thornton Wilder und Thomas Mann unterhielt. Das Haus blieb bis zu seiner Emigration 1938 sein letztes Sommerdomizil in Wien. (nicht öffentlich zugänglich)
Wiener Kaffeehäuser
Café Landtmann, Universitätsring 4, 1010 Wien, www.landtmann.at
Café Central, Herrengasse 14, 1010 Wien, www.cafecentral.wien
Café Korb, Brandstätte 9, 1010 Wien, www.cafekorb.at
Sigmund Freud ging gerne ins Kaffeehaus, auch zum Schach- und Tarock-Spielen. Regelmäßig frequentierte er das Café Landtmann an der Ringstraße sowie das Café Central und das Café Korb in der Innenstadt.
Sigmund-Freud-Büste, Universität Wien, Universitätsring 1, 1010 Wien, www.univie.ac.at
Im Arkadenhof der Universität Wien steht seit 1955 eine Büste von Sigmund Freud. Die Jahresangabe 1885-1934 bezieht sich auf Freuds Lehrtätigkeit.
Sigmund-Freud-Denkmal, MedUni-Campus AKH, Spitalgasse 23, 1090 Wien
In einem der Innenhöfe des Campus der Medizinischen Universität Wien befindet sich eine Statue des Begründers der Psychoanalyse.
Sigmund Freud Gesellschaft, www.sigmundfreudgesellschaft.at
Die 1968 in Wien gegründete Sigmund Freud Gesellschaft hat sich zum Ziel gesetzt, das Leben und Werk von Sigmund Freud sowie Forschungsergebnisse zur Theorie und Anwendung der Psychoanalyse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mit Vorträgen und Veranstaltungen sollen in Kooperation mit dem Sigmund Freud Museum und der von der Gesellschaft als Stifterin gegründeten Sigmund Freud Privatstiftung die Erkenntnisse der Psychoanalyse und deren aktuelle Entwicklungen vermittelt werden.
Sigmund-Freud-Park
Sigmund Freud ging gerne in dem Park vor der Votivkirche spazieren, meist begleitet von seinen zwei Chow-Chows. Die Grünflächen in Richtung Ringstraße wurden 1984 nach ihm benannt.
Sigmund Freud PrivatUniversität Wien, Freudplatz 1, 1020 Wien, www.sfu.ac.at
Die Sigmund Freud PrivatUniversität Wien (SFU) startete 2005 als humanwissenschaftliche Universität mit Fokus auf Psychotherapiewissenschaft. Mittlerweile besitzt sie drei weitere Fakultäten (Psychologie, Medizin, Rechtswissenschaften) und betreibt Dependancen in Linz, Berlin, Paris, Ljubljana und Mailand.
Viktor Frankl Museum Wien, Mariannengasse 1/15, 1090 Wien, www.franklzentrum.org
Auch das Lebenswerk des mit Freud bekannten Neurologen und Psychiaters Viktor Frankl, Begründer der „Dritten Wiener Schule der Psychotherapie“, kann im 9. Bezirk in seiner ehemaligen Schaffensstätte besichtigt werden. Das Viktor Frankl Museum wurde 2015 eröffnet.
Freud heute
Serie „Freud“ auf Netflix
Der Online-Streaming-Dienst Netflix würdigt den Begründer der Psychoanalyse mit der Serie „Freud“. Die acht jeweils 55 Minuten langen Folgen, produziert von der Wiener Produktionsfirma SATEL und Bavaria Fiction für ORF und Netflix, porträtieren die jungen Jahre des Sigmund Freud, der sich in eine mörderische Verschwörung verstrickt. Der Thriller-Krimi unternimmt eine spannende Reise durch das Wien des Fin de Siècle. Über Netflix kann die Serie in 30 untertitelten und 8 synchronisierten Sprachen weltweit gestreamt werden.
www.orf.at, www.netflix.com
Eau de Parfum „Freudian Wood“
Das Wiener Parfumhaus „Wiener Blut“ hat einen Sigmund Freud gewidmeten Duft kreiert. Die Ingredienzen von „Freudian Wood“ sind unter anderem Ambrette (Moschusmalve), Zypresse, Milch, Kümmel, Mimose und Sandelholz, die einen „milchigen Duft, der das intime Hautgefühl einfängt“ ergeben. www.wienerblut.at
Wiener Street-Art für Freud
Auch Künstler der Gegenwart lassen sich von Freud inspirieren, allen voran der Wiener Street-Art-Künstler Nychos, der Sigmund Freud mit einem Mural am Donaukanal bei der Spittelau ein zeitgenössisches Denkmal setzte. rabbiteyemovement.at/about/artists/nychos
„Zu Tisch bei Sigmund Freud“
Mit Freuds Lebensweise und Essgewohnheiten beschäftigt sich die Medizinerin und Autorin Katja Behling-Fischer in diesem 2000 erschienenen Band (ISBN 3-85498-040-X). Er enthält neben Rezepten aus Martha Freuds privatem Kochbuch auch Fotografien aus dem Familienleben der Freuds.
Meeting Destination Wien
Der Name Sigmund Freud zieht auch noch heute Neurologen und Psychotherapeuten nach Wien. 2025 tagt der Weltkongress für Psychotherapie mit rund 4.000 Teilnehmer:innen in der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien. www.wcp2025.at
Biographie Sigmund Freud
6.5.1856: Sigismund Schlomo Freud wird in Freiberg, Mähren (Tschechien) geboren.
1860: Die Familie Freud zieht nach Wien.
1873: Matura und Beginn des Studiums an der Universität Wien
1881: Promotion zum Doktor der Medizin
1882-1883: Freud beginnt unter Theodor Meynert an der Psychiatrischen Klinik zu arbeiten.
1884-1885: Beschäftigung mit Kokain
1885: Studium bei Jean-Martin Charcot an der Salpêtrière in Paris
1886: Heirat mit Martha Bernays
1887-1888: Freud beschäftigt sich mit den therapeutischen Einsatz von Hypnose.
1891-1892: Umzug in die Berggasse 19
1893-1894: Freud arbeitet zusammen mit Josef Breuer an den Studien zur Hysterie.
1895: Zum ersten Mal gelingt es Freud, einen eigenen Traum zu analysieren.
1896: Freud verwendet zum ersten Mal den Begriff „Psychoanalyse“.
1897: Beginn der „Selbstanalyse“
1899-1900: Die ersten Exemplare der „Traumdeutung“ erscheinen.
1901: Freud beginnt die Analyse der 18-jährigen Dora.
1902: Gründung der psychologischen Mittwoch-Gesellschaft, die 1908 als „Wiener Psychoanalytische Vereinigung“ wiedergegründet wird
1904: Freud reist mit seinem Bruder Alexander zum ersten Mal nach Athen.
1905: Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie, „Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten“ und „Bruchstück einer Hysterie-Analyse (Dora)“ erscheinen.
1906: C. G. Jung beginnt seine Korrespondenz mit Freud.
1908: In Salzburg findet der 1. Kongress für „Freudsche Psychologie“ statt.
1909: Reise nach Amerika
1910: Gründung der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung
1911: Alfred Adler tritt aus der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung aus.
1912: Gründung der psychoanalytischen Zeitschrift „Imago“
1913: Bruch mit C. G. Jung
1914: Ausbruch der Ersten Weltkrieges
1916: Der erste Teil der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse erscheint.
1918: Freud verliert sein gesamtes, in österreichischen Staatspapieren angelegtes Vermögen.
1919: Gründung des Internationalen Psychoanalytischen Verlags
1924: Konflikt mit Otto Rank über die Bedeutung des Geburtstraumas in der Psychoanalyse
1925: Die ersten Bände der Gesammelten Schriften Freuds erscheinen.
1926: Zu seinem 70. Geburtstag erfährt Freud zahlreiche Ehrungen.
1927: Ein von Freud mitunterzeichneter Wahlauftritt für die Sozialdemokraten Wiens erscheint in der „Arbeiter-Zeitung“.
1929: Arnold Zweig veröffentlicht einen Essay mit dem Titel „Freud und der Mensch“, worin er Freud als Befreier von religiösem und pathologischem Terror feiert.
1930: Ein Herzanfall zwingt Freud, das Rauchen einzustellen.
1931: Die finanzielle Situation des Internationalen Psychoanalytischen Verlags spitzt sich zu. Freud sendet einen Rettungsaufruf an die psychoanalytischen Organisationen.
1933: Hitler wird Reichskanzler. Freud korrespondiert mit Einstein über die Frage „Warum Krieg?“.
1934: In Luzern findet der 13. Internationale Psychoanalytische Kongreß statt. Zahlreiche deutsche Analytiker hatten zu diesem Zeitpunkt bereits den Weg in die Emigration antreten müssen.
1935: Freud wird zum Ehrenmitglied der „British Royal Society of Medicine“ gewählt.
1936: Thomas Mann hält im Wiener Konzerthaus die Festrede „Freud und die Zukunft“.
1937: Anna Freud eröffnet gemeinsam mit Dorothy Burlingham die „Jackson Nursery“, einen Kindergarten für Kleinkinder, in dem sie ihre Studien über Aspekte kindlichen Essverhaltens beginnt. 1938: Der österreichische Kanzler Schuschnigg wird von Hitler zum Rücktritt gezwungen. Schuschnigg verspricht, dass dem am 12. März einrückenden deutschen Heer kein Widerstand geleistet wird. Am 13. März wird das „Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“ verkündet. Eine Welle von politischen Verhaftungen und antisemitischen Verfolgungsaktionen bricht los. Freuds.
Wohnung und die Wiener Psychoanalytische Vereinigung wird durchsucht. Anna Freud wird einen Tag lang von der Gestapo festgehalten und verhört.
4.6.1938: Freud emigriert mit seiner Familie über Paris nach London. Seine hochbetagten Schwestern Adolfine, Marie, Pauline und Rosa bleiben in Wien zurück. Das Geld, das sie von der Familie zu ihrer Absicherung erhalten, ist durch die immer neuen Steuern und Gebühren der Nazis schnell aufgebraucht. Aus ihren Wohnungen vertrieben, werden sie gezwungen in „Sammelwohnungen“ und schließlich in ein jüdisches Altenheim zu ziehen. Im Sommer 1942 werden die Schwestern mit einem sogenannten „Altentransport“ nach Theresienstadt deportiert, wo Adolfine am 29. September stirbt. Maries, Paulines und Rosas Transporte nach Treblinka am 23. bzw. 29. September enden wenige Stunden nach ihrer Ankunft mit deren Ermordung. Der Rest der Familie erfährt von ihrem Schicksal erst durch einen Brief des Roten Kreuzes im Jahr 1946.
23.9.1939: Sigmund Freud stirbt im Exil in London. Der letzte Eintrag in seinem Tagebuch stammt vom 25. August und lautet „Kriegspanik“.
Quelle: www.freud-museum.at